Mittwoch, 31. Oktober 2007

Broschüre zum Tafelstreit ist endlich fertig!



Am 7. September 2007 wurde die verordnete Tafellösung am "Heldendenkmal" in der Aula der AHS-Henriettenplatz im 15. Bezirk doch noch montiert. Erst die Unterstützung durch die prominenten Unterstützer wurde die Blockade des Stadtschulrates durchbrochen. Die jetzige "Lösung" selbst ist aber genau die "österreichische Lösung" sich aus der Verantwortung und Geschichte zu stehlen. Alle waren Opfer und daher keiner mehr verantwortlich.

Die bequeme Lüge !

Daher die Broschüre mit mehreren interessanten Materialen gegen die Opferlüge. Die Angelegehheit ist also noch nicht vorbei.

Anrufen, mailen und bestellen!

Kontakt unter Personalien.

3 Euro-Selbstkostenpreis

So sieht die "verordnete" Lösung aus. Vom 7. September 2007 : Nichts als Opfer überall.
Kompatibel mit jedem Kameradschaftsbund !
Eine sozialdemokratische Lösung aus dem Stadtschulrat.




Auszüge aus der Broschüre zur "ekelhaften Opferlüge"





Stephan Grigat: “Jungle World“ 11/2005-Politwissenschaftler
>>Die ersten Täter, die zu Opfern mutierten<<



„Zweifellos handelt es sich bei Österreich um ein postnazistisches Land. Doch die postnazistische Normalität der Gesellschaft ist nicht die gleiche wie in der BRD. Österreich ist jenes Land, in dem es die Bevölkerung in Komplizenschaft mit der Regierung geschafft hat, die ehemalige Gemeinschaft raubender und mordender Volksgenossen nach 1945 gleichzeitig hinter sich zu lassen und in die postfaschistische Demokratie hinüberzuretten, indem man sich erfolgreich als Opfergemeinschaft gerierte. Die Österreicher waren die ersten Täter, die zu Opfern mutierten. Die Transformation der NS-Gefolgschaft in ein Opferkollektiv, wie man sie in Deutschland in verstärktem Ausmaß seit der Wiedervereinigung beobachten kann, ist in Österreich seit 1945 Realität. Und zwar mit einer sehr viel konsequenteren Begründung: Die Österreicher waren in ihrer Selbstsicht nicht nur Opfer der alliierten Kriegshandlungen, sondern schlicht und einfach Opfer der Nazis.“
„Das durch den gemeinsam begangenen Massenmord an den Juden und durch den Vernichtungskrieg im Osten zementierte Wir-Gefühl aus der NS-Volksgemeinschaft musste in Österreich durch die Uminterpretation der Tätergemeinschaft in ein Opferkollektiv in die postnazistische Demokratie integriert und hinübergerettet werden.“
„Mit der Verklärung Österreichs zum ersten Opfer des Nationalsozialismus ging eine Ausbürgerung des Antisemitismus einher. Der offiziellen Lesart zufolge war alles Übel mit den deutschen Truppen über Österreich hereingebrochen. Das eindrucksvollste Dokument dieser Haltung ist die österreichische Unabhängigkeitserklärung vom 27. April 1945, auf die sich die Bundesregierung auch heute in ihrer offiziellen Broschüre zum Jubiläumsjahr 2005 positiv bezieht.“
„Mit Leopold Kunschak wurde die Unabhängigkeitserklärung von einem der schlimmsten christlich-sozialen antisemitischen Hetzer der Zwischenkriegszeit unterzeichnet. Kunschak, der sich noch im Dezember 1945 auf einer Massenkundgebung rühmte, er sei schon immer Antisemit gewesen, wurde zum ersten Präsidenten des Nationalrats gewählt und wird heute als einer der Gründerväter der zweiten Republik verehrt. Das beinahe fröhlich zur Schau gestellte Selbstmitleid lässt in Österreich für die wahren Opfer der mordenden Volksgemeinschaft keinen Platz.“

Aufruf der GO-Dogma zum 27. Jänner 2007: (Internationaler Holocaust-Gedenktag)
>>politische Insuffizienz<<




„Wir leben in einem Staat, der zwischen 1938 und 1945 Teil des mörderischen Gebildes war, das sich selbst als das „Dritte Reich“ bezeichnete und dessen BewohnerInnen ohne fremde Hilfe weder in der Lage noch zum allergrößten Teil willens waren die Souveränität dieses Staates von sich aus wieder herzustellen.
Es muss unsere Aufgabe sein, die Erinnerungen an die grauenhaften Folgen dieses katastrophalen Scheiterns und gegen die endemische politische Insuffizienz der Bevölkerung wach zu erhalten, in der Hoffnung, dass sich die Nachgeborenen der Generation der TäterInnen mehr um Mut, Gewissen und gesellschaftspolitisches Urteilsvermögen bemühen werden.“

Aus dem Aufruf zum Fest der Befreiung zum 8. Mai 2007
(no-racism)

„Die Alliierten, welche in Österreich und Deutschland 1945 die Einführung einigermaßen zivilisierter Zustände erzwangen, wurden als Besatzer gesehen. Die personelle Kontinuität nach 1945, das Buhlen der Parteien um die Stimmen der „Ehemaligen“ ist bloß ein Symptom für die ideologische Kontinuität. Resultate des NS, wie die Stiftung einer Volksgemeinschaft, ihre innige Beziehung zum Staat, sowie dürftige Bemühungen, offenen Antisemitismus durch neue Formen wie den Antizionismus zu verdecken, bestimmen den Charakter der Nachfolgestaaten. Das Schweigen über die eigene Beteiligung an der Shoah wirkt einigend und entlastend; Österreich brachte zu diesem Zweck die Behauptung hervor, erstes Opfer des Nationalsozialismus gewesen zu sein.
Das wesentlichste Merkmal des NS, sein rassischer Vernichtungsantisemitismus, verschwand nach 1945 keineswegs. Die oberflächliche gesellschaftliche Missbilligung offener antisemitischer Ausbrüche führte zur Herausbildung neuer Erscheinungsformen: Es durfte kritisiert werden, dass „die Juden“ immerzu vom Holocaust sprachen, ständig Entschädigung verlangten, nie ein Schlussstrich gezogen werden dürfe. Wie unaufgearbeitet besonders das Thema Restitution auch heute noch ist, zeigen die enormen Schwierigkeiten und Ressentiments bei der Rückgabe der geraubten Klimt-Bilder, vor allem der „Goldenen Adele“ an die Erbin, Maria Altmann.“

Renate Göllner: Context XXI, Nr.6-7/2004 „Brecht mit eurem Vater“

„Inszenierte Versöhnungs- oder Trauerarbeit ist immer bestrebt, die Geschichte einzufrieren, zu verfälschen und letztlich die nationalsozialistische Vergangenheit vergessen zu machen. „Nichts ist vernarbt, und was vielleicht 1964 schon im Begriffe stand zu heilen, das bricht als infizierte Wunde wieder auf“, schrieb Amery bereits 1976 und widersprach damit auch jenen Bewältigungsversuchen, die selbst von Opfern und Verfolgten des Nationalsozialismus stammten: „Nicht im Prozess der Interiorisation, so scheint mir, sind die zwischen ihnen (Amery spricht hier von seinen Quälern) und mir liegenden Leichenhaufen abzutragen, sondern im Gegenteil, durch Aktualisierung, schärfer gesagt: durch Austragung des ungelösten Konflikts im Wirkungsfeld der geschichtlichen Praxis.“

Alex Gruber: (Cafe Critique)
Redebeitrag zum Befreiungsfest am 8. Mai 2006-Schwarzenbergplatz

„Es kristallisiert sich eine Weltanschauung heraus, die ihre Legitimationsfunktion nicht aus der Relativierung oder dem Verschweigen der Vergangenheit schöpft, sondern ihren moralischen Geltungsanspruch gerade aus der vorbehaltlosen Anerkennung der Einzigartigeit der Nazi-Verbrechen bezieht. Zeitgenössische nationale Stiftung vollzieht sich heute weniger über Revisionismus und NS- Nostalgik, wie es der klassische Antifaschismus befürchtet. Sie vollzieht sich vielmehr über Abgrenzung von ebenjenen Phänomenen und im Bekenntnis zur moralischen Verantwortung, die aus der NS-Verantwortung erwachse.“
„Solcherart gelingt noch die Rationalisierung der vollendeten Barbarei, und gerade die Thematisierung der nationalsozialistischen Vergangenheit wird zum Mittel der Aufrechterhaltung des falschen Ganzen.“

Aus „Unser Wien“ Tina Walzer und Stephan Templ -2001:
Seite 7:
„Stärker als der Wunsch, die Wahrheit ans Licht zu bringen, ist das Bedürfnis des Staates, die öffentliche Meinung zu kontrollieren.“

Seite 9:
„Erst mit dem Abzug der alliierten Truppen jubelten auch die Wiener: „Österreich ist frei!“ und setzten mit anderen Mitteln fort, was sie für richtig hielten; einen Bruch mit der Vergangenheit gab es nicht. Antisemitismus im besonderen blieb ein salonfähiges Argument, in Politik und Justiz, Gesellschaft und Wirtschaft gleichermaßen präsent.
Das Leid, die Verfolgung, Enteignung der Wiener Juden hingegen blieben verbannt aus Wiens Wirklichkeit.“
Gegen die ekelhafte Opferlüge!
Es ist anzunehmen, dass in einer akkordierten Aktion zwischen Stadtschulrat und Direktor Achs die Umbenennung eines faschistischen Heldendenkmals in ein „Opferdenkmal“ geplant war. Peinlichst wird in den Briefen der Begriff „faschistisches Heldendenkmal“ umgangen. In der Ladung zu einem „Gespräch“ wird von einem „sog. Opferdenkmal“(das so nie genannt wurde!) gesprochen. Im Brief des Stadtschulrates (vom 14. März 07) an die prominenten Unterstützer spricht er von einem „mehr oder weniger faschistischen >>Kriegerdenkmal<<“. Der Stadtschulrat tut sich also in der Begriffswahl sehr schwer, weil er sich bei der gleichen Begrifflichkeit eines Vergehens der Duldung faschistischer Artefakte schuldig machen würde. Man will nichts zugeben und schon gar nicht etwas ändern, sondern bloß an seichter Umdeutung arbeiten.

Dienstag, 30. Oktober 2007

Aus dem Standard vom 18. Juni 2007:

Das Denkmal in der Schule am Henriettenplatz wurde im Ständestaat errichtet. Nachdem ein Lehrer mit umstrittenen Mitteln gegen die Heldenwürdigung Sturm gelaufen war, wird nun eine Glasverkleidung mit Kommentar installiert.
Kriegerdenkmal mit Spätfolgen
Nach langem Tauziehen bekommt der rote Engel am Henriettenplatz eine Hülle
Die Schulglocke läutet und rasch lösen sich die Grüppchen von Schülern auf und strömen vom Hof der Schule am Henriettenplatz im 15. Bezirk in ihre Klassen. Das Kriegerdenkmal in einem Winkel gleich neben dem Eingang ist so ziemlich das letzte, was sie beschäftigt. Ganz im Gegensatz zu Helmut Kraus. Für den Zeichenlehrer ist der in rotes Marmor gemeißelte Racheengel Michael schlicht eine "Verhöhnung". Mit Flügeln und Schwert ausgestattet, würdigt das Denkmal die „gefallenen Helden“ des Ersten Weltkriegs. Errichtet wurde das Denkmal Ende 1935, im austrofaschistischen Ständestaat.
Kraus, ein 56-jähriger Zeichenlehrer, wollte „ein Zeichen setzen“ – und löste ein Tauziehen um den Umgang mit der zweifelhaften Gedenkstätte aus. Weil er nicht abwarten wollte, bis sich Direktion und Landesschulinspektor mit seinen Vorschlägen zu einer kritischen Kommentierung des „Heldendenkmals“ auseinandersetzten, montierte er im Februar des letzten Jahres in Eigeninitiative selbst gebastelte Tafeln an der Wand neben dem steinernen Engel, auf denen „Stimmen gegen den Krieg“ in Form von Zitaten von Karl Kraus und Stefan Zweig zu lesen waren, „Pflichterfüllung und Verrohung“ im Krieg angeprangert und anhand von Zahlen und Bildern die Judenverfolgung thematisiert wurde.
Überrollt gefühlt
Der Lehrkörper habe sich von der „Einzelaktion“ überrollt gefühlt, berichtet der Direktor des BRG/BORG, Friedrich Weinhofer, der stets eine gemeinsame Lösung mit der ebenfalls hier ansässigen Abendschule angestrebt habe. Er wies den querköpfigen Lehrer umgehend an, die Tafeln zu entfernen. Was er erst nach der Androhung eines Disziplinarverfahrens tat – und seither für die Remontage seiner Tafeln kämpft. Für sein Projekt habe er mittlerweile zahlreiche Unterstützungserklärungen von prominenten Künstlern und Literaten gesammelt – um nicht „allein als Spinner dazustehen“.
Darüber, dass das Kriegerdenkmal kommentiert werden muss, bestehe kein Zweifel, versichert Weinhofer. Es gehe um die Form. „Die Tafeln sind in ästhetischer und pädagogischer Hinsicht furchtbar. Das sind Binsenweisheiten, die in jedem Lehrbuch stehen.“ Nach vielen Lehrerversammlungen und Verhandlungen wird dem Engel in den Sommerferien nun beigekommen: Mit einer Glasverkleidung mit der Aufschrift „denk-mal!“ und zwei Tafeln, auf denen der Kriegsopfer gedacht und zur Friedenserziehung ermahnt wird. Zudem werde es „Schülerprojekte zur Aufarbeitung“ geben, verspricht Weinhofer. (Karin Krichmayr/DER STANDARD-Printausgabe, 19.6.2007)
18. Juni 200719:36

Montag, 29. Oktober 2007

Broschüre zum "Tafelstreit" erschienen!




Am 22.Februar 2006 werden im Rahmen eines Schülerprojektes und in der Auseinandersetzung mit dem Thema „Heldendenkmal“ an der AHS –Henriettenplatz im 15. Bezirk die Tafeln montiert. Die Tafeln sind leicht und in einer Doppelstunde mit wenigen Schrauben fixiert. Die Auseinandersetzung mit dem Thema kann beginnen. Als die Tafeln hingen war klar:
Jetzt beginnen die Schwierigkeiten!



Einige Wochen später wird dann bei einer Konferenz verkündet, dass Derartiges nicht zu Projekten gezählt werden darf. Projekte wären anders zu verstehen. Es ging also um den fadenscheinigen Versuch der formalen Desavouierung.
Jahrzehnte hörte man die Aufforderung zum Mut für Projekte und verschiedenste Unternehmungen. Wenn eine Schülerdemonstration im Rahmen eines Verkehrsprojektes bei einer ÖVP – Veranstaltung endet, dann gibt es keine Schwierigkeiten.
Auch hier stellt sich immer die Frage nach der „Definitionsmacht“. Wenn’s einem nicht gefällt, dann wird die Definition geändert.
Mit dem Schüler- und Schulprojekt „Heldendenkmal“ wurde aber eine Projektform gezwungenermaßen gewählt in die alle eingebunden worden sind. Es war ein überaus umfangreiches Projekt mit spezifischem Erkenntniswert. Jeder spielte seinen Part, ob er wollte oder nicht: Stadtschulrat, Direktionen, Inspektoren, Lehrkörper, Schülervertretungen, Eltern, Öffentlich-keit, Ministerium, Amt des Bundespräsidenten, wissenschaftliche Institutionen, Fachleute, Prominente, Presse und schließlich man selbst.
Überaus erkenntnisreich. Montiert!